Das Gesicht des Monats November ist Karl-Heinz Harms.
Karl ist seit mittlerweile 42 Jahren als Trainer tätig und beigeistert weiterhin Kinder und Erwachsene durch sein Art das Training zu leiten. Unter anderem gründete er die Volleyballabteilung des TuS Eintracht Hinte und ist der einzige Trainer der für ALLE Mannschaften in seinem Verein verantwortlich ist.
Teilweise steht Karl in seinem hohen Alter noch 12 Stunden in der Halle und gibt dann auch zu "Das merke ich dann aber auch und etwas kaputter als früher". 
 

Wie bist du zum Volleyball gekommen?

Nach meinem Studium in Osnabrück arbeitete ich an der Universität Paderborn als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Werkstofftechnik. Ein Mitarbeiter war es, der mich zum Unisport, sprich Volleyball mitnahm und mich in diesem Sport mit Pritschen und Baggern einführte.

Volleyball war zu dieser Zeit (70er Jahre) sehr populär in Paderborn, denn die Männer waren hier sehr erfolgreich!

Was macht dir an deiner Trainertätigkeit am meisten Spaß?

In meiner langen „Laufbahn“ hat es natürlich ständig Veränderungen gegeben, zumal ich immer mehrere Altersgruppen gleichzeitig trainiert habe, Anfänger 6 – 10 Jahre sowie alle Damenteams von der Kreisklasse bis zur Regionalliga.

Ziel meiner Trainertätigkeit:

Spielerinnen zu vermitteln, welche Vorstellungen ich von idealen Bewegungsabläufen habe und  um sie zu motivieren, diesen möglichst nahe zukommen.
 

Was bringt dich während eines Spiels auf die Palme?
Gleichgültigkeit und  zu wenig Motivation der Spielerinnen während des Spiels
 

Welche Bedeutung hat der Volleyballsport in Eurem Leben?
Volleyball bestimmt nicht nur den Tagesablauf, sondern auch alle anderen Bereiche unseres Lebens.

Wir planen seit 40 Jahren die Urlaubszeiten bezüglich Volleyballterminen. Selbst unsere Goldene Hochzeit vor 5 Jahren haben wir bei einem internationalen Jugendvolleyballturnier in Holzgerlingen mit 800 bis 1000 jugendlichen Volleyballerinnen gefeiert. Durchgeführt haben wir  viele Volleyballfreizeiten in Portugal, Frankreich und Österreich.
Spielerinnen, die diese Fahrten mitgemacht haben, erinnern sich gern an diese Zeiten und kommen zum Teil heute mit ihren eigenen Familien an unsere damaligen Freizeitorte.
Privat haben wir natürlich auch auf viele Dinge verzichtet in den vielen Jahren, bereut haben wir nichts.
 

Welche Sportarten kannst du nach Volleyball am besten?

Trotz täglichem Volleyballtraining  bin ich immer „Fußballer“ geblieben und  habe noch mit 70 Jahren aktiv gespielt.
Volleyball stand aber stets an erster Stelle!
Der Ausdauersport war immer wichtig in meinem Leben, mit 18 Jahren lief ich die 80 km barfuß  in weniger als 10 Stunden, fuhr täglich mit dem Rennrad viele Kilometer, einmal die Strecke Paderborn nach Hinte usw. usw.
Für die Trainingseinheiten habe ich mir bei den Leichtathleten Anregungen geholt und die „Laufschule“ eingeführt.

Welcher Moment aus deiner Volleyballlaufbahn ist dir sehr in Erinnerung geblieben?

Da sind sicher sehr viele Momente zu nennen:

Spontan der Gewinn der Deutschen Meisterschaft der weiblichen E-Jugend in Haltern (ein Meistertitel ohne einen Satzverlust) und mit der Wahl der besten Spielerin des Turniers Ilona Kramer für unseren Verein den TuS Hinte.

Die erste Teilnahme des TuS Hinte an Deutschen Jugendmeisterschaften in Creglingen mit der Vizemeisterschaft der weiblichen E-Jugend, der Aufstieg „meiner“ Damen in die Regionalliga und der Gewinn der „Kleinen Nienburgerin“ um ein ein paar von vielen tollen Ereignissen zu nennen.

Ja, es gibt so viele Momente die ein ganzes Buch füllen würden.

Auf welche Frage hattest Du in letzter Zeit keine Antwort und hast Du sie finden können?

Mich beschäftigt die Frage, welche Veränderungen „Corona“ bei den Kindern und Jugendlichen bewirkt hat. Festzustellen sind u.a. physische Defizite- ich vermute, dass die langen Pausen in dieser schulfreien Phase (Sport ist ebenfalls ausgefallen) keine ausreichende Bewegung der Kinder möglich war und die Muskulatur nicht ausreichend ausgebildet wurde, hat diese Zeit für weitere Defizite zum Beispiel Willensbildung oder z.b. Konzentrationsausdauer usw. gehabt. Die physischen Fähigkeiten sind geringer, außerdem sind fehlender Mut, Ehrgeiz und andere wichtige Merkmale weniger vorhanden
 

Was wird Dein nächstes Projekt sein?

Eine Gruppe von ehemaligen Trainern/innen zu bilden, die Interesse an möglichen Verbesserungen/Lösungen beitragen!

Mich interessiert sehr stark die Frage ob und wie man Volleyball erfolgreicher vermitteln kann. Unser doch sehr spezifische Sport hat bei vielen Schülern schon vor  Beginn des eigenen Ausprobierens und Handelns einen negativen Stellenwert. Diese Erfahrungen mache ich z. Zt.  an der IGS Krummhörn/Hinte, wo ich eine Volleyball AG leite. Die meisten Kinder haben leider eine negative Einstellung zum Sport allgemein und betrachten die Sport AG lediglich als Beschäftigungstherapie ohne emotionalen Einsatz. Bringen zu müssen. Hier wird Leistung nicht benotet, sondern dient nur zur Beschäftigung bis zum Unterrichtsschluss des AGTages.

Wenn Du Dir ein Land aussuchen könntest: In welchem würdest Du gerne leben?

Es könnte eventuell Portugal sein, denn dort führt uns unsere Freizeit ein-  bis zweimal im Jahr hin und ist irgendwie zu unserer 2. Heimat geworden. Dort haben wir viele Freunde gewinnen können und sind dort immer herzlichen willkommen.
 

Wenn Du eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürftest: Wer wäre es und warum?

Vielleicht Albert Schweitzer?
 

Was machst du am liebsten, wenn du nicht in der Halle bist?

Sehr gern bin ich – und auch meine Frau – in der Natur – fotografiere gern und bin neugierig auf andere Länder und Kulturen.

Florian Siepert (NWVV): Viele Dank für deine aufrichtigen und ausführlichen Antworten!

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